Hoch- und Höchstbegabung verstehen
Shownotes
Das Thema Hoch- und Höchstbegabung ist aktueller denn je. Wir brauchen mehr Kreativität, kritisches Denken und Klugheit. Doch vielfach werden Kluge gar nicht erkannt. Sie werden unter ihren Möglichkeiten eingesetzt und kleingehalten - gerade auch von den eigenen Führungskräften.
Im Gespräch mit der Psychotherapeutin Frauke Niehues ergründet Svenja Hofert, was Hochbegabung eigentlich ist. Was steckt dahinter? Und warum gelingt es oft nicht die Talente von Hochbegabten zu nutzen?
Generell gilt: Kluge Hirne filtern besser. Der IQ misst eine allgemeine Intelligenz - den g-Faktor, auch Generalfaktor der Intelligenz. Es ist also keine spezielle Fähigkeit, die dadurch begründet wird. Der IQ wirkt auf vieles.
Weiter informieren: Frauke Niehues Website über Hoch- und Höchstbegabung finden Sie hier: https://frauke-niehues.net/methodenschatz-hoch-und-hoechstbegabung.html Die Seiten des Vereins Mensa e.V.: https://www.mensa.de https://www.mensa.de/about/membership/online-iq-test/
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Transkript anzeigen
Also Neid ist ein Gefühl, wenn man jetzt so einen evolutionspsychologischen Ansatz verfolgt, wo man jetzt sagt, okay, jedes Gefühl hat sich in der Evolution durchgesetzt, weil es einen Überlebenswert hat und unser Überleben sichert oder verbessert. Dann gibt es eine Möglichkeit, Neid zu verstehen und ich finde die sehr nachvollziehbar, dass man sagt, Neid ist ein Gefühl,
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das tritt auf, wenn man Angst hat, in der Ressourcenverteilung hinten runterzufallen.
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Wow, was für ein Satz. In meinem Podcast Weiterdenken Interviews treffe ich spannende Menschen aus Wissenschaft und Praxis. Dieses Mal habe ich Frauke Nius eingeladen. Frauke Nius ist Psychotherapeutin und spezialisiert auf Hoch- und Höchstbegabung. Dieses Thema ist unglaublich relevant für die Psychologie der Veränderung, meiner Meinung nach.
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Denn die Begabten verändern auch unsere Welt und sie initiieren das, was in der Zukunft möglich wird. Deshalb sei gespannt auf wirklich sehr, sehr interessante 70 Minuten mit Frauke und vergesse nicht, danach oder davor diesen Podcast auch zu abonnieren. Jetzt viel Spaß beim Zuhören. Liebe Frauke, willkommen in meinem Podcast. Ja, ich kenne dich schon lange.
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Du wirst vielleicht überrascht sein, weil man sich im Internet auf eine bestimmte Art und Weise kennt. Und ich habe das Thema hochgeladen. und Höchstbegabung für mich auch so ein bisschen entdeckt, weil ich das super spannend finde, jetzt auch vor dem Hintergrund der aktuellen Zeiten.
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Und bevor ich lange rede, gebe ich dir die Bühne, dass du dich einmal vorstellst. Also wer bist du, was machst du und was ist dein Thema?
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Genau, ja, vielen herzlichen Dank für die Einladung. Ich freue mich sehr. Ich bin von Haus aus psychologische Psychotherapeutin und habe eine Praxis und bin immer sehr interessiert und mir wird schnell langweilig und dann habe ich mir immer noch so andere Bereiche dazu geholt, sage ich mal. Ich bin auch in der Personal- und Organisationsentwicklung tätig.
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Und habe auch mittlerweile ein Fortbildungsinstitut, das ich leite, weil mir immer am Herzen liegt, hilfreiches Wissen zu verbreiten. Ich habe da auch ein Spendenprojekt, wo ganz viele Therapeuten und Coaches Informationen und Materialien einstellen. Also das ist so eine Herzensangelegenheit. Genau. Und ich vermute, hier bin ich eingeladen zum Thema Hoch- und Höchstbegabung. Genau.
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Und da habe ich auch eine Webseite gemacht. Ich habe ein Kind, das mit zwölf Jahren angefangen hat zu studieren, das für zehn Stunden von der Schule befreit wurde und dann parallel studiert hat. Und das hört sich jetzt alles toll an, aber wir haben damals dringend Hilfe und Unterstützung gesucht und gebraucht, weil keiner so richtig verstanden hat,
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was ist los. und haben eigentlich nichts gefunden. Und dann habe ich halt mit dem Hintergrund, den ich hatte, mich irgendwann hingesetzt und habe dann selber Konzepte erarbeitet, damit andere vielleicht mehr Unterstützung finden. Und als die Webseite Können macht Spaß mit ganz vielen niedrigschwelligen und kostenfreien Informationen zur Hochbegabung für Betroffene, für Interessierte, für Schulen, für Therapeuten, Therapeutinnen,
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Und ich glaube, deswegen bin ich eingeladen.
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Ja, genau, weil ich auch zum Beispiel die Webseiten entdeckt habe und die sind unglaublich auch detailliert mit ganz vielen Informationen, auch Tests und beziehungsweise Fragebögen habe ich so gefunden. Und ich habe dich zum Beispiel auch in dem Hypnosalon erlebt, weil du ja unter anderem zum Beispiel auch Impact-Techniken machst. Aber hier soll unser Thema Hoch- und Höchstbegabung sein.
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Ich möchte gleich wie gewohnt mit Spannungsfeldern, also vermutlichen Spannungsfeldern einsteigen. die ich so beobachte. Also zum Beispiel das Spannungsfeld klug und dumm. Was würde dir dazu einfallen?
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Also ich glaube, das ist nicht günstig, das so zu unterteilen. Und ich sage immer, oder ich glaube, die Welt ist total komplex. Und ich behaupte mal so, ich sage mal so ein bisschen plakativ, wenn man normal begabt ist, dann versteht man vielleicht zwölf Prozent von der Welt. Und wenn man hochbegabt ist, 12,001 oder sowas.
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Also da muss man sich nichts vormachen. Keiner von uns versteht die Welt wirklich. Und ich glaube, es ist ein ganz, also ja, wir sind in einem extrem komplexen System. Und Hochbegabten gelingt es manchmal schneller, eine logische Struktur da reinzulegen. Das ist aber nie die einzige logische Struktur, die geht. Es gäbe auch noch ganz viele andere.
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Tausend Wege führen nach Rom. Und manchmal hat man einen Vorteil, wenn man Dinge sehr schnell analytisch und logisch begreifen kann. Und manchmal hat man auch einen Nachteil. Also das heißt, es gibt vielleicht Unterschiede, aber je nachdem kann es besser oder schlechter sein. Letzten Endes ist es einfach nur anders, je nachdem, welche Aufgabe wir vor uns haben,
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je nachdem,
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worum es geht. Wie würdest du denn das Kluge definieren? Woran erkennt man das Kluge?
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Also viele, wenn sie von einem IQ sprechen oder der IQ ist eigentlich jetzt offiziell, ist der Intelligenzquotient. Es gibt viele Definitionen von Intelligenz. Was wir alle gemein haben, ist ein logisch analytisches Schlussfolger. Vieles zielt auf eine erhöhte Problemlösefähigkeit ab. Es gibt aber auch schon da bei Intelligenz viele unterschiedliche Ansätze und Definitionen.
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Es gibt Definitionen, die sagen, es gibt einen Generalfaktor der Intelligenz und der Schnelligkeit. Also intelligente Menschen denken vor allem schneller. Das wäre Spearman. Es gibt auch anerkannte Intelligenzdefinitionen, die viel mehr Faktoren in den Blick nehmen. Das wäre Spearman. Ein Modell von zum Beispiel Thurston mit den Primärfaktoren, da sagt es gibt sieben wichtige Faktoren, zum Beispiel auch Gedächtnisleistung,
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Wortflüssigkeit, visuell-räumliches Denken und ähnliches, also schon eine ganz andere Sicht, viel ausdifferenzierter, da ist dann auch schon Profil der Intelligenz möglich. Es gibt Intelligenzdefinitionen, die eher auf die Denkprozesse fokussieren, die sagen, okay, es gibt Denkinhalte, Denkoperationen, Denkergebnisse und sich darauf mehr fokussieren. Also da sieht man schon, es gibt da keine Einheitlichkeit. Trotz allem ist es so,
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wenn man einen IQ-Test macht, die sehen unterschiedlich aus, je nachdem, auf welche IQ-Definition sie referieren oder welche sie als Grundlage haben. Aber es ist so, dass Intelligenztests oder seriöse Intelligenztests aufeinander geeicht sind. Das heißt, die werden an wirklich sehr, sehr vielen Menschen durchgeführt.
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Es sollten immer über 10.000 Menschen sein, an denen so ein IQ-Test normiert wird, sagt man. Das heißt, ein seriöser IQ-Test ist von über 10.000 Menschen gemacht worden und man hat den ausgewertet und ganz viele Kennwerte bestimmt. Und ein Kennwert ist, wie gut er mit den Ergebnissen anderer IQ-Tests übereinstimmt, die andere Definitionen der Intelligenz zugrunde liegen haben.
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Das heißt, seriöse IQ-Tests sind miteinander vergleichbar. Man weicht ein paar Punkte ab, aber nicht besonders viel. Und wie viel man im Schnitt abweicht, ist auch immer angegeben bei den IQ-Tests, in diesen riesig langen Manualen, die man dazu lesen muss. Und jetzt ist es so, viele Leute denken, dass Intelligenz ein absoluter Wert ist. Aber das stimmt überhaupt nicht,
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sondern Intelligenz ist ein Prozentrang, das heißt, es ist ein Vergleichswert. Es wird immer ausgesagt, mein IQ sagt aus, wie gut ich im Verhältnis zu anderen Menschen bei diesen Aufgaben abschneide. Wenn ich einen IQ von 100 habe, dann ist es so, dass 50 Prozent die Aufgaben schlechter lösen können und 50 Prozent besser.
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Und das wird auch nochmal bei seriösen IQ-Tests nach Alter normiert. Normalerweise werde ich nur mit Menschen verglichen, die innerhalb von fünf Jahresalterskohorten, also 40 bis 45, 45 bis 50 etc., Ich habe einen höheren IQ als mein Kind, aber ich kann weniger, weil die Menschen im Schnitt immer intelligenter werden.
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Das heißt, ich habe zwar einen höheren IQ, aber ich kann weniger Aufgaben lösen als er. Ich kann nur in meiner Altersgruppe, bin ich da sozusagen verglichen worden. Das ist auch immer richtig zu wissen. Und das heißt, der IQ ist ein Vergleichswert und sagt aus, wie gut wir im Vergleich zu den anderen diese logischen Aufgaben lösen können.
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Und hochbegabt ist man ab einem IQ von 130. Das heißt, man kann die Aufgaben in etwa wie zwei von 100 lösen. Nur zwei Prozent können die Aufgaben so gut lösen wie ich. Und höchstbegabt ist man ab einem IQ von 145, 146, je nach Test. Das heißt, einer von 1000 kann die Aufgaben so gut lösen wie ich.
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wie ich dann in dem Fall, wenn ich diesen IQ-Wert erzielt habe.
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Okay, ja, vielen Dank erstmal. Ich werde gleich nochmal fragen zu den Tests, die man so im Internet findet, was davon zu halten ist. Also vorher vielleicht nochmal ein anderes Spannungsfeld, ob das eines ist. Emotionale Intelligenz und diese Intelligenz, die der Intelligenztest misst, was fällt dir dazu ein? Weil ich merke zum Beispiel immer so einen Widerstand,
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wenn ich von IQ spreche und dann präsentiert mir fast jeder immer, ja, es geht doch um den IQ, deswegen komme ich da drauf.
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Ja, also was wir gerade hatten, sind die offiziellen Definitionen von Intelligenz. Meine Erfahrung nach ist Intelligenz nicht nur auf das rein Kognitive beschränkt, sondern es ist meiner Ansicht nach ein neurophysiologisches Set, was auch viele sagen oder wo es auch viele zurechnen, ist die Neurodiversität, also einfach eine andere Art und Weise, Reize zu verarbeiten.
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Und meiner Erfahrung nach werden Reize bei Hochbegabten sehr schnell und assoziativ verarbeitet. Und damit geht ganz, ganz viel einher. Unter anderem geht damit bei vielen, nicht bei allen, auch eine zum Beispiel Hochsensibilität einher. Und das heißt, auch emotionale Reize werden schneller, intensiver, assoziativer verarbeitet.
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Wenn wir jetzt, dann sind wir so beim Bereich der Emotionen im Verhältnis zur Intelligenz. Jetzt kann man sagen, haben die dann auch eine höhere emotionale Intelligenz oder ich würde eher sagen Kompetenz. Also auch der Begriff emotionaler Quotient ist extrem umstritten, wissenschaftlich nicht klar definiert. Ich würde eher von emotionaler Kompetenz sprechen. Das ist jetzt ein sehr zweischneidiges Schwert.
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Also man kann sich vorstellen, wenn jetzt jemand auch emotionale Reize sehr schnell und intensiv verarbeitet, dann hat das verschiedene Facetten. Eine Facette ist, dass es häufig so ist, wenn ich hochsensibel bin, wenn ich dann auch logische Strukturen gut verstehe, ich nehme mein Gegenüber sehr fein wahr. Und das heißt, ich habe häufig eine sehr hohe Empathiefähigkeit.
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Das wird gewertet als emotionale Intelligenz. Manchmal ist es aber so, wenn ich zu hochsensibel bin, dann nehme ich den anderen so gut wahr und spüre so sehr, was in ihm vorgeht, zum Beispiel wenn er traurig wird, wenn er enttäuscht ist, dass ich mich davon kaum noch abgrenzen kann. Ich spüre meinen Gegenüber so intensiv,
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dass ich es gar nicht mehr schaffe, mich von seinen Emotionen oder von dem, was er in mir auslöst, zu lösen und bei meinen Bedürfnissen zu bleiben. Und das ist auch ein Faktor der emotionalen Intelligenz, dass ich den anderen spüre, aber dass ich auch mit meinen Emotionen kompetent umgehen kann und sie so nutzen kann,
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dass sie mich gut durch die Welt bringen. Das heißt, wir haben eine hohe Empathie. Es kann aber auch eine Schattenseite haben. Das Und das Gleiche ist, wenn ich mich sehr intensiv wahrnehme, kann ich mich selber häufig auch sehr gut wahrnehmen, auch meine eigenen Emotionen. Das wäre emotionale Intelligenz oder Kompetenz, meine eigenen Emotionen stark zu spüren,
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gut einordnen zu können, zu verstehen etc. Gleichzeitig ist es so, dass es manchmal auch hier zu intensiv ist, dass ich also... sehr starke Scham- und Schuldgefühle spüre. Die flauen auch langsamer ab, wenn sie so intensiv sind. Dass ich sehr schnell und intensiv wütend werden kann. Also es ist ein häufiger Beratungsgrund hier auch,
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dass Familien kommen mit einem hochbegabten Kind, das ganz extreme Wut hat und es kaum schafft, da rauszukommen. Und das heißt, diese emotionale Intensität bis zu einer gewissen Dosis ist sie von Vorteil. Aber es kann auch kippen, nämlich dass ich mich selber emotional nicht mehr gut reguliert bekomme. Dass ich mit mir selber dann Schwierigkeiten habe,
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weil ich zum Beispiel so wütend bin, weil ich so starke Scham- und Schuldgefühle habe. Aber auch im sozialen Kontakt, dass ich vielleicht übermäßig leicht verletzbar bin. Dann wird es für meine Umwelt sehr anstrengend in der sozialen Interaktion. Und das heißt, um es rund zu machen, ja. Intelligenz und emotionale Intelligenz können miteinander einhergehen,
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aber es kann auch kippen und wie alles hat es viele verschiedene Facetten und Vor- und Nachteile.
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Ja, das mit der Wut, das kenne ich übrigens. Und vielleicht kommen wir jetzt zu einem persönlicheren Teil. Also wir haben jetzt so Spannungsfelder. Ich habe verstanden, das ist alles andere als ein Spannungsfeld zwischen Intelligenz, EQ und IQ, sondern dass es sogar oft zusammen geht. Und ja, du hast das Thema Wut erwähnt.
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Ich habe halt selber einen Bezugspunkt zum Thema Hochbegabung, habe einen Ehemann, der auch relativ spät erst diagnostiziert worden ist und das Thema Wut, das konnte ich dadurch und danach ein bisschen besser verstehen, weil das ist mir halt auch öfter begegnet und ist natürlich für jemand erstmal überraschend, dieser Zusammenhang. Und wie ist es bei dir?
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Auch du hast ja persönliche Bezugspunkte, hast Berührungspunkte zu dem Thema. Wie hast du das für dich entdeckt, dass das irgendwie eine Relevanz hat? Also das Thema Wut jetzt oder das Thema Hochbegabung? Bei mir war es jetzt das Thema Wut, was ich dann in Verbindung gebracht habe. Ja, das könnte in Zusammenhang stehen mit einer Hochbegabung.
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Und bei dir ist es möglicherweise ja was ganz anderes, was dich dazu gebracht hat, dich damit zu beschäftigen.
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Ja, okay, also jetzt habe ich verstanden. Genau, wenn ich zu dem Thema Hochbegabung gekommen bin, das wäre hier der Schwerpunkt. Also ich habe schon immer gemerkt, dass ich Dinge relativ schnell und ich hatte immer das Gefühl, irgendwie oft recht tief verstehe. Aber da ist irgendwie niemand so richtig drauf eingegangen.
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Und ich dachte immer, ja gut, das ist halt so. Also ich habe da nichts mit verknüpft oder verbunden. Ich habe zwei Kinder und eins meiner Kinder in der Grundschule war es dann wirklich schwierig. Und irgendwann kam die Lehrerin auf uns zu und hat uns gebeten, das Kind auf Hochbegabung testen zu lassen.
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Ich bin Psychologin, da dachte ich, so ein Test und Stigmatisierungsgefahr und so weiter. Ich lese mich erst mal ein. Also ich teste jetzt nicht einfach ein Bild drauf los oder lasse nicht einfach testen, sondern ich gucke jetzt erst mal, was bedeutet das etc. Wie sehen diese Tests überhaupt aus? Welche Aussagekraft haben die? Und dann habe ich angefangen,
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mich in das Thema einzulesen und dachte dann irgendwann, oh, irgendwie musst du doch auch mal selber gucken. Es gibt ganz viele Merkmale, die auch mit dieser Reizverarbeitung einhergehen können. Und das bezieht sich zum Beispiel auf den Denkstil. Ich habe so einen sehr assoziativen Denkstil auch, was bedeutet, ich denke so sehr netzwerkartig.
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Und wenn ich mich mit Themen beschäftige, dann ist es häufig so, wenn die mich interessieren, ich kann die nicht oberflächlich bearbeiten. Ich muss die in der Tiefe durchdrungen haben. Ich muss die systemisch durchdrungen haben, die ganzen Dynamiken verstehen. Dann werde ich wieder ruhig. Vorher klappt es nicht. Also wenn ich zum Beispiel ein Seminar neu mache oder so,
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dann sagt mein Mann immer, oh Gott, jetzt geht das wieder los, weil dann sitze ich hier mit tausend Büchern. Wenn wir draußen sind, ob wir im Museum sind, ob wir im Kino sind, ob wir bei Freunden sind, überall macht es klack, klack, klack. Und ich denke ständig über das Thema nach. Das wäre so eine Geschichte.
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Und auch das Gefühl zu haben, irgendwie versteht man manchmal andere Menschen nicht, wie die reagieren, welche Interessen die haben, was sie vielleicht auch nicht interessiert, was man selber total spannend findet. Ich bin auch immer stark unter Anspannung geraten im Unterricht, in Seminaren, weil es mir einfach zu langsam ging. Also ich brauche einfach eine höhere Geschwindigkeit.
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Ich gucke YouTube-Videos grundsätzlich auf doppelter Geschwindigkeit und dann bin ich entspannt und habe früher immer nur gemerkt, dass ich in vielen Momenten Kopfschmerzen kriege und wusste gar nicht, woher es kommt, bis ich dann danach dann wirklich auf die Idee gekommen bin, ja, das ist, weil ich unter so eine innere Spannung komme, weil das...
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weil die Geschwindigkeit für mich einfach zu langsam ist. Das waren dann alles Sachen, die ich im Nachgang verstanden habe. Aber das sind alles Sachen, wo ich dann irgendwann dachte, ich müsste auch mal bei mir selber gucken.
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Und dann wurde bei dir eine Höchstbegabung, glaube ich, auch festgestellt.
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Genau, genau. Und es hat auch viel erklärt. Also viele Leute dachten, ich bin leistungsorientiert, aber ich brauche halt immer Input und ich brauche immer was Neues. Also viele Hochbegabte brauchen immer, haben eine große Offenheit, sind sehr neugierig und brauchen immer eine neue Anregung, weswegen ich auch beruflich so viel mache. Und das ist natürlich auch nicht schön,
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wenn die Leute dann denken, man sei leistungsorientiert oder narzisstisch, aber es ist eigentlich nur, um in einen entspannten Zustand zu kommen und nicht, weil man irgendwie besser sein will als andere oder große Credits einfahren möchte, sondern einfach, weil man spürt, es tut einem gut, sich mit so Dingen, also mit einer Komplexität zu beschäftigen.
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Da kommen wir ja eigentlich auch zu einem typischen Verdachtsfall, was mir so häufig begegnet, wenn jemand sehr viel macht oder sehr schnell denkt oder in Statistiken sofort sieht, was da nicht stimmig ist, dass das nicht unbedingt immer nur... auf Freude stößt, sondern dass da auch viele Menschen kaum mit umgehen können.
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Das begegnet mir auch immer häufig bei Hochbegabten, die diese Erfahrung machen, dass sie jetzt im Beruf oder manchmal auch in der Familie wirklich dann auch Schwierigkeiten haben weil sie komisch betrachtet werden. Warum machst du das denn so? Warum bist du so produktiv? Oder warum willst du das alles so wissen? Oder man fühlt sich persönlich,
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andere fühlen sich persönlich vielleicht sogar auf den Schlips getreten, ne?
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Genau. Also dazu gibt es vielleicht zwei ganz interessante Dinge. Das eine ist, viele Hochbegabte stecken im Ambivalenz-Dilemma, so nenne ich das. Und zwar, man nimmt die Welt ein bisschen anders wahr. Wie gesagt, nicht besser, einfach anders. Man hat andere Interessen. Vielleicht drückt man sich schon anders aus. Also ich bringe immer ein Beispiel von einem Kind,
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das in der zweiten Klasse, als die Lehrerin im Sachunterricht gefragt hat, welche Themen interessieren euch denn? Da hat es gesagt, Euro-Rettungsschirm. Mhm. So in der zweiten Klasse kann man sich vorstellen, wie die anderen Kinder reagiert haben. Das hatte eine ganz feine Sprache, das hatte schon ganz feinen Humor mit einer sehr ausdifferenzierten Sprache, das hat Witze gemacht,
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die haben die anderen gar nicht verstanden und Wir wissen, wie blöd das ist, wenn man einen Witz macht und keiner lacht, fühlt man sich wirklich doof. Also es wären so einige jetzt mal vielleicht eindrückliche Praxisbeispiele, damit man sich das vorstellen kann. Und man lernt, man ist irgendwie anders oder die anderen finden einen komisch.
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Und vielleicht auch, kommen wir gleich vielleicht dann als zweites Thema zu, zum Thema Neid. Man erfährt häufig Ablehnung, Abwertung. Mittlerweile ist das Wort Nerd ja nicht mehr ganz so schlimm besetzt, aber früher war das wirklich ein Schimpfwort. Man wird ignoriert, keiner lacht, keiner steigt auf die Themenvorschläge ein etc. Und man spürt irgendwann, ich bin anders.
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Also es gibt auch Hochbegabte, das ist wirklich ein Fachbegriff, die haben das sogenannte One-Planet-Syndrom, die haben das Gefühl, ich bin irgendwie vom anderen Planeten, ich verstehe hier ganz viel nicht. Und man ist ja meistens also in der absoluten Unterzahl und denkt dann irgendwann vielleicht auch mit mir selber stimmt was nicht.
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Alle anderen scheinen die Welt irgendwie anders wahrzunehmen, das, was gerade passiert, total spannend zu finden, obwohl ich das jetzt eher langweilig finde, das, was ich spannend finde, da reagiert gar keiner drauf etc., Und viele lernen ganz früh, sich anzugleichen und anzupassen und sich nicht zu zeigen. Viele Hochbegabte haben auch ein sehr kritisches Denken.
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Logische Brüche fallen ihnen sehr schnell auf. Wenn die sich dann melden und der Lehrer fühlt sich persönlich angegriffen, kann ich damit umgehen. Die kriegen eine vielleicht unangenehme bis fiese Reaktion wieder. Das heißt, ich habe hier teilweise vor allem Mädchen, die selbst in den Abiturklausuren noch Fehler eingebaut haben, damit sie nicht so auffallen.
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Viele Hochbegabte regulieren ihre Geschwindigkeit, ihre Sprachkomplexität runter. Dann kann man sich vorstellen, dass das schon zu viel Anspannung führt. Und es wird gemacht, um sich anzupassen und Teil der Gruppe zu bleiben, sozial integriert zu bleiben. Das heißt, viele Hochbegabte haben so ein Dilemma. Entweder ich zeige mich, wie ich bin, mit meinen Interessen,
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mit meinem kritischen Denken und verliere dann aber den Anschluss und bin alleine. Oder ich passe mich an, verstelle mich, verleugne mich vielleicht ab und an sogar und bin dafür sozial integriert. Und das führt in vielen zu einer hohen Anspannung innerlich, die oft auch gar nicht mehr gespürt wird.
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Also ich habe hier immer wieder in den Beratungen Menschen gesehen, Wenn wir dann uns dem Thema zuwenden, das bewusst machen, Lösungen finden, die dann sagen, ich wusste gar nicht, wie sehr mich das angestrengt hat, seit wir hier Lösungen gefunden haben. Ich habe weniger Kopfschmerzen, ich kann viel besser schlafen.
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Die sind also teilweise schon ein total hohes Stressniveau gewohnt und nehmen es gar nicht mehr wahr, weil es von klein auf sich aufgebaut hat.
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Ja, bei meinem Mann, also das Beispiel mit der Wut, die dann auftritt, wenn etwas Unfaires oder im Selbstverständnis Unfaires passiert, war das so, dass er sogar auf eine Sonderschule sollte. Also was ja so ein Missverständnis zeigt und auch... vielleicht so eine Vermixung oft mit sozialen Themen dazugehören wollen. Auf der einen Seite merken,
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dass man anders ist und dann entwickelt die ein oder andere Person vielleicht auch Kennzeichen wie traut sich nichts mehr zu sagen, zeigt nicht auf, unterdrückt das, was sie weiß.
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Genau. Und das ist so. Also zum einen, ich habe noch keine wirklich... Ganz ausreichende Erklärung dafür. Aber ich erlebe das immer wieder, dass einige hochbegabte Kinder extrem wütend werden. Und gerade wenn das Thema Gerechtigkeit betroffen ist. Es gibt eine spannende Parallele, die mir mal aufgefallen ist. Und zwar, es gibt so ein Modell der Moralentwicklung von Kohlberg.
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Und das ist angelehnt in seinen Stufen, wie sich die Moral entwickelt, an die kognitive Entwicklung von Piaget. Das ist so eine ganz große Koryphäe, der so geguckt hat wie man. Das kenne ich tatsächlich. Super. Also mit welchem Alter kann man was verstehen, welche logischen Operationen durchführen und so weiter. Und Kohlberg hat da Parallelen zur Moralentwicklung gesehen,
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was nicht heißen soll, dass Hochbegabte moralisch hochstehender sind oder sowas, sondern was viele Hochbegabte haben, ist, die abstrahieren sehr stark. Und tragen vieles ganz schnell auf einer Prinzipienebene ab, was teilweise, also auch ein Grundschulkind, was sich geweigert hat, in die Schule zu gehen und ich dann gefragt habe, warum denn, was ist denn los?
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Und dann hat es eine Situation geschildert, wo ein anderes Kind es geärgert hat, war auch nicht so nett vom anderen Kind, aber im Grunde genommen alterstypisch, sage ich mal. Und das hochbegabte Kind hat es dann also logisch weitergesponnen und kam dann raus bei, das verletzt meine Menschenrechte und meine Lehrerin hat mich nicht geschützt.
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Und da gehe ich dann nicht mehr hin. Also wenn in der Schule Menschenrechte nichts zählen, gehe ich dann nicht mehr hin. Sehr konsequent, aber da sieht man, dass es oft auf einer Prinzipienebene abgetragen wird, die vielleicht manchmal so im Alltag... nicht mehr ganz angemessen ist. Wir haben auch oft so einen autistischen Einschlag. Also es gibt da Korrelationen,
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aber bei vielen ist es so, die würden niemals eine Volldiagnose bekommen, aber man kann so einige autistische Anzeichen vielleicht schon mal spüren oder wahrnehmen. Und da spielen ja auch oft Regeln eine ganz starke Rolle für Autisten. Das ist auch was, woran die sich festhalten können, was ihnen für Sicherheit gibt. Und ja, ich weiß nicht genau,
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woher es kommt, aber das Gerechtigkeits- und Wutthema scheint ein spezielles zu sein, was in manchen wie so eine Veranlagung ist. Und das ist der eine Punkt. Der andere Punkt ist, dass es bei Hochbegabten auch oft so ist, dass sie viel ungerechte Behandlung erfahren. Sie werden nicht erkannt. Sie treffen auf Neid. Sie wollen das gar nicht auslösen.
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Aber soll ich ein bisschen was zu Neid erzählen? Also gerne, ja, erzähl was zu Neid. Also Neid ist ein Gefühl, wenn man jetzt so einen evolutionspsychologischen Ansatz verfolgt, wo man jetzt sagt, okay, jedes Gefühl hat sich in der Evolution durchgesetzt, weil es einen Überlebenswert hat und unser Überleben sichert oder verbessert. Dann gibt es eine Möglichkeit,
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Neid zu verstehen und ich finde die sehr nachvollziehbar, dass man sagt, Neid ist ein Gefühl, das tritt auf, wenn man Angst hat, in der Ressourcenverteilung hinten runterzufallen. Und man kann sich das jetzt so vorstellen, also wenn wir mal in die Tierwelt gehen und Jetzt gucken wir uns das an. Die Ressourcenverteilung hat ganz viel mit Status zu tun.
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Je höher ich im Status bin, desto mehr Zugang habe ich zu Ressourcen. Wenn wir uns jetzt das Alphatier angucken, das hat den höchsten Status. Wenn es was zu fressen gibt, dann sorgen alle erstmal dafür, dass das Alphatier satt wird. In der Partnerwahl, das eifert ja sehr attraktiv, hat die größten Chancen in der Partnersuche oder Partnerwahl.
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Je weiter ich unten stehe in der Hierarchie, desto schwieriger wird es. Und wir haben das in der Pandemie gemerkt. Die Leute, die vom gesellschaftlichen Status her unten standen, hatten das größte Sterberisiko. Die hatten die kleinen Wohnungen, die Kinder haben vielleicht keinen Zugang zu elektronischen Geräten gehabt, sind jetzt in der Schule am meisten abgehängt und so weiter.
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Das heißt, auch heute schlägt es noch zu und wir haben feines Gespür dafür. Und Intelligenz in unserer Gesellschaft ist Intelligenz immer noch der beste Prädiktor, auch wenn es Underachievement gibt, aber trotz allem im Schnitt ist es noch der beste Prädiktor für schulischen Erfolg und beruflichen Erfolg. Und das heißt, an Intelligenz in unserer Gesellschaft ist geknüpft,
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mehr oder weniger, welchen Schulabschluss ich mache, welche Türen mir dann noch offen stehen, ob ich studieren kann usw. ob ich Professor werden kann, etc. Das sind alles Sachen, wo ich Status und Ressourcen bekomme. Und das ist in unserer Gesellschaft stark verknüpft. Was macht jemand, der jetzt feststellt, der andere hat einen besseren Zugang zu den Ressourcen und Intelligenz?
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Genau. der Schlüssel in unserer Gesellschaft oder wir glauben das. Und es gibt natürlich auch hier Facetten und nicht immer, wenn man intelligent ist, macht man auch einen guten Schulabschluss. Aber das ist das, was die Leute glauben und was auch häufiger der Fall ist. Was passiert jetzt oder welche Möglichkeiten habe ich, mich zu verhalten?
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um mich selber zu schützen und den Zugang zu meinen Ressourcen zu schützen, wenn ich merke, jemand anders ist im Status höher und dem ist der Zugang leichter. Ich sage immer, machen wir mal ein Gedankenspiel, stellen wir uns mal vor, so eine amerikanische Mittelschichtstraße, alle haben ähnliche Häuser, ein ähnliches Auto, alle sind so auf der gleichen Ebene,
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gleicher Zugang zu Ressourcen. Man misst die Zufriedenheit, alle sind ganz zufrieden. Jetzt stellt man einem ein dickes Auto vor die Tür. Das heißt ganz klar, er hat Zugang zu mehr Ressourcen, ein Auto, das sich die anderen nicht leisten können. Das heißt, er ist hier aufgestiegen und das ist auch ein Statussymbol. Was kann ich jetzt machen?
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Variante 1 ist, ich strenge mich ganz toll an, arbeite mehr, qualifiziere mich nach, verdiene auch viel Geld, kaufe mir auch so ein Auto. Bin ich wieder auf einer Ebene, habe wieder die gleichen Chancen. Das ist Variante 1. Variante 2 ist, ich sage, ist mir viel zu anstrengend, schaffe ich sowieso nicht. Dann warte ich, bis es Nacht wird,
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nehme meinen Autoschlüssel, gehe raus und verkratze dem anderen das Auto. Was passiert? Bei Variante 1 hole ich mich hoch. Bei Variante 2 hole ich den anderen runter. Weil letzten Endes geht es darum, dass ich bei der Verteilung nicht hinten runterfalle. Und ich kann den anderen nicht nur dadurch runterholen, dass ich ihm sein Auto kaputt mache,
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sondern ich kann ihn auch dadurch runterholen, dass ich seinem Ruf schade, dass ich Gerüchte streue, dass ich läster, alles, was seinem Status schadet, alles, was, wenn wir im Unternehmen sind, ich erhalte ihm Informationen vor, dann steht er beim Chef nicht mehr so gut da, dann macht er vielleicht einen Fehler.
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Und das ist leider eine häufige Verhaltensweise bei Neid. Und bei den Hochbegabten ist das so, wenn wir jetzt sagen, gut, die anderen können sich doch einfach ein bisschen mehr anstrengen und dann die Sachen genauso gut verstehen und genauso gute Noten schreiben, das funktioniert halt nicht, weil man weiß, wenn sich der Hochbegabte auch,
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also entweder komme ich sowieso nicht dahin oder wenn der sich auch anstrengt, dann ist der wieder voran. Das heißt, da bleibt oft nur diese andere Möglichkeit über und das führt dann ja bis hin zu Mobbing. Und das Fiese bei Neid ist, also normalerweise haben Gefühle auch eine Mimik und eine Körpersprache. Und wenn ich jetzt sagen würde,
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mach mal ein ängstliches Gesicht oder ein wütendes Gesicht oder ein trauriges Gesicht, das könntest du machen, kein Problem. Aber wenn ich sage, mach mal ein neidisches Gesicht, schwierig, ne? Genau. Also wir können kein... Neid ist uns... Im Gegensatz zu ganz vielen anderen Gefühlen nicht anzusehen. Warum? Nein, es wäre für mich nicht gut,
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wenn ich dem anderen was kaputt mache, dass man sieht, dass man ahnt, dass ich das plane oder dass ich das war. Das heißt, Neid ist ein Gefühl, das läuft immer hinten rum. Und viele Hochbegabte machen merkwürdige Erfahrungen. Die Leute sind fies, irgendwelche Sachen klappen nicht. Dann kriegt man vielleicht raus, der und der hat mir hintenrum hinterhältig geschadet.
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Man spürt, ein Hochbegabter kriegt eine Arbeit zurück, hat eine schlechte Note. Die ganze Klasse freut sich. Oder nicht die ganze Klasse, aber viele. Das tut weh. Das ist sehr schmerzhaft. Und das ist ein Thema, mit dem Hochbegabte lernen müssen, umzugehen. Wo man aber auch verstehen kann, dass das zu Trauer, Hilflosigkeit, Wut, Stress führt bei den Hochbegabten.
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Das ist sehr interessant, dass du das Thema Neid hier so auch interessant, auch lebendig darstellst, weil ich wollte den Podcast ja auch so ein bisschen in den Zusammenhang zu Zukunftskompetenzen stellen. Also zu der Frage, wen oder was brauchen wir in der Arbeitswelt und wenn ich mir so die Statistiken ansehe, dann steht da immer Problemlösungskompetenz,
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da steht Kreativität und lauter Kompetenzen, die sehr eng damit verbunden sind, was du auch beschreibst, was einen intelligenten Menschen ausmacht. Jetzt ist aber die Frage, ist das dann Du hast auch viel Erfahrung jetzt im familiären Kontext mit Jugendlichen, auch mit Erwachsenen, glaube ich.
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Ist das denn dann wirklich so, dass das jetzt anders wird, weil es auf diesen Listen steht? Oder sind die Mechanismen nicht noch genau die gleichen? Also, dass man... Dunning-Kruger kennst du wahrscheinlich, ne? Der Dunning-Kruger-Effekt ist ja, wenn man so will, das, was du... sehr schön beschrieben hast, in eine leichte Formel gebracht.
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Hat sich das verändert oder ist das nach wie vor so? Und was müsste passieren, dass es anders wäre?
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Ja, also ich glaube, wenn wir zusammenkommen, dann ist halt auch die Vielfalt einfach wichtig und man profitiert voneinander. Und es gibt Kontexte, da ist Intelligenz wirklich sehr, sehr hilfreich. Und es gibt Kontexte oder Aufgaben, da sind andere Sachen wichtiger. Und es ist letzten Endes meiner Ansicht nach so, also auch die reine Intelligenz reicht auch nie aus.
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Also Intelligenz ist nicht gleich Hochleistung. Sondern es gibt da interessante Modelle, zum Beispiel von Renzulli und Mönchs, findet man auch auf meiner Webseite, wo man sagt, Hochleistung ist die Schnittmenge aus Intelligenz, Aufgabenzuwendung und Kreativität. Ja, also da muss noch ein bisschen mehr dazukommen. Und das Ganze ist auch nochmal eingebettet in Systemen, zum Beispiel von Familie, von Peers,
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von Schule, also in unserem systemischen Kontext. Und das heißt, da muss ganz viel zusammenkommen, damit sich Hochleistung wirklich entwickeln kann. So in der Mitte von allem, die Schnittmenge von allem, dieses kleine Kästchen ist dann die Hochintelligenz. Und wir haben viele Hochbegabte, also interessanterweise die schulischen Hochleister. Die haben nach einer Studie von Rost ein IQ von 117.
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Die sind nicht hochbegabt. Warum? Meine Hypothese ist, wenn ich hochbegabt bin, dann komme ich oder viele, nicht alle, kommen häufig ohne lernen zu müssen durch die Schule oder zumindest bis zu einem bestimmten Punkt in der Schule. Und die Leute mit einem IQ von 117, die haben überdurchschnittlichen IQ, aber der ist noch nicht so,
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dass sie nichts mehr lernen müssen. Und das heißt, die haben eine überdurchschnittliche Intelligenz und müssen sich Lernstrategien aneignen und wissen, wie man lernt. Und Lernstrategien, ich möchte es noch ein bisschen ausweiten. Das sind nicht nur so Strategien wie, wie unterteile ich mir einen Text, sondern das sind auch emotionale Strategien.
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Wie halte ich durch, wenn mir etwas langweilig ist? Wie halte ich es aus, wenn ich was nicht direkt verstehe und mich überfordert fühle? Wie erhalte ich Motivation aufrecht? Wie gehe ich auch mit Frustration und Enttäuschung um? Wie gehe ich damit um, wenn ich mal was nicht direkt schaffe? Alles das. sind ganz wichtige Softskills,
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die Hochbegabte häufig nicht lernen können, weil sie die Sachen so einfach verstehen. Und denen fehlt ein Lern- und Trainingsfeld. Das heißt, da muss man gucken. Und das sind alles Sachen, die müssen dazukommen, damit Hochleistung entstehen kann. Und manchmal sind diese Softskills auch wichtiger als die Intelligenz, um eine Aufgabe gut zu lösen oder zum Ende zu bringen.
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Und es gibt noch ein zweites Konzept. Ich weiß nicht, wenn ich das noch erzählen kann. Es geht um das Growth und Fixed Mindset. Das ist ein Konzept. Ich weiß gar nicht, warum das in Deutschland so wenig bekannt ist. Also in Amerika ist es ein riesiges Konzept, ein richtiger Forschungszweig.
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Und es gibt da schon Kinder- und Bilderbücher, Jugendbücher noch und nöcher ganze Reihen. Und hier kommt es gerade erst an. Keine Ahnung, warum. Und wer dafür steht, ist die Carol Dweck, findet man auch bei mir auf der Seite, aber man kann sie auch einfach mal googeln und die hat ganz tolle Erklärvideos, so in Comicform,
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da wird das alles so gestrichelt, da gibt es ja so eine Firma, RSA oder wie die heißen, die da so ganz tolle Comics machen, die man da gut nachvollziehen kann, auch komplexe Inhalte. Und Carol Dweck unterscheidet in ein Fixed Mindset und ein Growth Mindset. Was ist ein Fixed Mindset? In einem Fixed Mindset haben wir eine Leistungsorientierung.
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Also es ist nur gut, wenn das Ergebnis gut ist. Es ist nur gut, wenn ich eine Eins in Mathe schreibe oder wenn alle sagen, die Präsentation war super. Ja. Jetzt geht es vom Mindset her immer darum, welche Ursachen vermute ich, wie erkläre ich das? Und bei einem Fixed Mindset, wo ich leistungsorientiert bin, ist es so,
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dass ich sage, wenn ich Erfolg habe, dann liegt das an der stabilen Eigenschaft, die ich habe. Also ich bin gut in Mathe, weil ich intelligent bin. Könnte man jetzt sagen, ist ja noch nicht so schlimm, aber die Falle schnappt zu im Umkehrschluss. Wenn ich jetzt eine schlechte Note in Mathe schreibe, dann heißt es, ich bin dumm.
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Also ich habe sozusagen so ein Schwarz-Weiß-Denken. Und Menschen, die dieses Mindset haben, wenn man denen Aufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsgraden gibt, dann suchen die tendenziell die leichteren raus. Warum? Ich kann nur verlieren, wenn ich jetzt denke oder hoffe, ich bin intelligent, dann ist jede Aufgabe eine Gefahr für mich, weil wenn ich sie nicht schaffe, heißt es,
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ich bin dumm und dann habe ich ein Selbstwertproblem und das ist ein hohes Risiko, das gehe ich nicht ein. Das Gegenteil oder die Alternative ist ein sogenanntes Growth Mindset und bei einem Growth Mindset habe ich eine Lernorientierung. Und wenn ich Erfolg habe, dann sage ich nicht, das ist, weil ich intelligent bin, sondern ich sage,
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das liegt an meinen Strategien, an veränderbaren Dingen, an meiner Anstrengung, an den Strategien, die ich eingesetzt habe und so weiter, Dinge, die modifizierbar sind. Und wenn ich jetzt eine Aufgabe nicht gut löse, dann heißt es nicht, dass ich dumm bin, sondern muss mir überlegen, was kann ich anders machen, welche Strategien kann ich nochmal verfeinern, dazunehmen,
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muss ich mich mehr anstrengen, wie könnte mir das gelingen etc. Das heißt, ich habe hier Lernchancen und Lernprozesse. Und solche Menschen suchen sich, wenn man ihnen verschieden schwere Aufgaben zur Wahl stellt, eher die schwereren raus, weil die können daran wachsen. Und es ist nicht schlimm, wenn ich mal was nicht richtig super hinkriege.
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Und das sind ganz wichtige Mindsets, manchmal wird es schon fast wie so eine Persönlichkeitsstruktur, ist vielleicht ein bisschen viel gesagt, die aber über ganz viel entscheiden im Leben und die an Türen auf oder Türen zu machen und den ganzen Entwicklungsprozess stark beeinflussen, den man durchläuft. Und bei Hochbegabten ist es oft so,
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wenn man zu dem Thema noch einmal, wenn ich in der Schule immer Aufgaben bekomme, die unter meinem Kompetenzniveau sind, wenn ich eine Matheaufgabe bekomme, wo ich mich nicht veranstrengen muss, wo ich keine Strategien nutzen muss, sondern die ich sehe und einfach weiß, wie sie gelöst wird oder ganz schnell darauf komme.
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dann ist es die richtige Interpretation zu sagen, ich habe die Matheaufgabe gelöst, weil ich intelligent bin und nicht, weil ich Strategien eingesetzt habe. Und das heißt, Unterforderung hat die große Gefahr, wenn Leute permanent unterfordert sind, dass sie ein Fixed Mindset ausbilden, weil das ist die richtige Interpretation.
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Und sie haben auch hier das Übungsfeld nicht oder sie haben nicht die Möglichkeit zu sehen, dass Strategien einen weiterbringen, dass von Strategien und Anstrengungen etwas abhängt. Diese Erfahrung können sie gar nicht machen. Und das kann auch im Beruf zu Schwierigkeiten führen.
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Für mich würde das heißen, also das Growth Mindset ist ja zum Beispiel bei Microsoft von, Sataya Nadella, der hat das sozusagen als Konzept auch eingesetzt, auch vor dem Hintergrund, da gab es ja einen Managementwechsel, also ein Manager, Steve Barmer, weiß nicht, ob du den noch visuell vor dir hast,
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man findet da noch Videos und die geben zumindest den Eindruck, dass er ziemlich fixiert in seinem Denken war. Und hat das bei Microsoft sehr stark dann durch dieses Konzept und ich glaube auch professionell eingeführt, aufweichen können. In dem Sinne, dass die Menschen, die dort arbeiten, auch sich selber bewusst machen,
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sie haben es in der Hand und es ist nicht angelegt. Und auch wenn ich jetzt, ich sage mal, nur 117 hätte, was ja, für jemanden, der jetzt jemand gegenübersteht, der ein IQ von 134, 154 und so weiter hat, manchmal so zu Selbstbewusstseinseinbußen führen könnte, wenn man Dunning-Kruger nimmt. Wenn man dieses Konzept versteht, finde ich,
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ist da ganz viel drin, auch für Zusammenarbeit und für eine Souveränität in der Zusammenarbeit. Und da kommen wir vielleicht auch zu den Zukunftskompetenzen. Also Meine Hoffnung wäre auch, wenn man Intelligenz besser versteht, dass Zusammenarbeit auch besser werden kann. Ist diese Hoffnung irreal?
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Absolut. Wie gesagt, ein hoher IQ hat Stärken, hat auch Schwächen. Zum Beispiel, wenn ich alles so komplex verstehe, ich habe immer wieder Leute, die verkomplexisieren, können sich gar nicht mehr entscheiden, weil sie tausend Perspektiven einnehmen und gar nicht mehr wissen, egal was sie denken, das könnte auch noch, das könnte auch noch. Bis zu einem gewissen Grad super.
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Irgendwann, also manche sind fast lebensunfähig, weil sie manchmal gar nicht weiterkommen und sich so festbeißen an der Entscheidung. Und ich glaube, es geht darum, wirklich zu verstehen, wie funktioniert jemand? Wie erschließt sich jemand die Welt? Was sind die Stärken? Was sind die Grenzen? Welche Gefahren gibt es da?
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Und wenn man sich da als Team auch weiß, das ist deine Stärke, das ist deine Gefahr, Das ist deine Stärke, das ist deine Gefahr. Also es kann auch manchmal wirklich gut sein, das sehr bodenständig zu sehen. Und wenn man dann sagt, wir haben eine Aufgabe vor uns, was ist da sozusagen jetzt am wichtigsten? Oder passt mal auf,
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lass mich losrennen, aber du guckst und korrigierst mich, wenn ich zu weit renne oder zu viel mache oder so, ja. Und sich da wirklich als Team zu verstehen. Es ist wirklich die Vielfalt. Und um eine Aufgabe zu lösen, gehört viel, viel mehr dazu, als sie zu verstehen.
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Und wie können wir da zusammenarbeiten und wie können wir besonders fruchtbar werden in den Synergien, die wir haben. Also die Wertung wirklich in der Form rausnehmen, sondern wirklich nur sagen, welcher Kontext, welche Stärke ist gefragt. Und wie können wir Synergien bilden? Und wir brauchen uns gegenseitig und gemeinsam in der Vielfalt wird es vermutlich am besten.
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Also ich habe auch lange damit gehadert, ob man sowas transparent machen sollte. Ich habe viel im HR-Bereich gearbeitet, auch viel mit so Karriere-Themen. Und da ist ja auch immer wieder die Frage, schreibe ich eine Mitgliedschaft ein, bei Mensa oder schreibe ich das rein, mache ich das transparent und ich habe so die Erfahrung gemacht,
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dass das echt schwierig ist und ich habe auch immer wieder erlebt, nicht nur bei meinem Mann, sondern auch bei anderen Klienten und Klientinnen, die wirklich an ihren Chefs gescheitert sind in dem Sinne, dass sie das nicht verstanden haben oder nicht verstehen wollten, warum jetzt jemand an bestimmten Themen so hängt oder das so wichtig ist und das
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dann versuchten klein zu halten. Ich glaube, genau mit dem, was du unter Neid beschrieben hast, mit diesem Thema, also sich selbst zu erhöhen durch Status und so weiter. Und ich bin, wie gesagt, ich habe immer gehadert. Ich habe meinem Sohn auch mit 17 empfohlen, mal einen IQ-Test zu machen. Gar nicht, um eine Nummer rauszukriegen,
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gar nicht wegen einer Zahl, sondern um für sich auch zu empfinden, wo sind denn vielleicht auch Stärken und wo sind möglicherweise auch Schwächen. Und Dieses Thema, mache ich das transparent oder mache ich es nicht transparent? Wie siehst du da drauf? Ja.
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Also wenn es ein wirklich umfassendes Verständnis in der Gesellschaft gäbe von Intelligenz, dann wäre es klug, das transparent zu machen, wie eine Eigenschaft von anderen, wo man sagt, ich kann das, ich kann das, ich kann das, ich bin auch intelligent. Aber da es bei Intelligenz so viele Mythen und Vorurteile gibt und den wenigsten klar ist,
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was es tatsächlich bedeutet, was alles damit einhergehen kann, ist es gefährlich, weil man einfach der Gefahr läuft, dass man halt diese ganzen Mythen und Vorurteile und diesen Neid auslöst und es dann gefährlich wird. Man muss auch noch dazu sagen, also auf meiner Website, ich habe ja so ein Profil,
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Ich sage auch immer bei den Hochbegabten, kennst du einen, kennst du einen. Weil es gibt ganz viele Merkmale. Also ich habe tatsächlich zwei Seiten voller Merkmale und dann gucke ich mit den Leuten, wie ist das Merkmal bei dir ausgeprägt und inwieweit ist es eine Ressource und inwieweit eine Herausforderung. Und es kann beides gleichzeitig sein.
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Und so gucken wir nach einem bestimmten Profil, also dass wir dann wirklich über dieses Profil rausfinden, wie bist du denn persönlich gestrickt, was tritt bei dir auf, was tritt bei dir nicht auf, wo brauchst du Unterstützung, wo hast du eine besondere Ressource und versuchen die Person trotzdem individuell zu verstehen.
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Und ein IQ von 130 ist nicht gleich einem IQ von 130. Ja. Bei manchen kommt der durch die Denkgeschwindigkeit zustande. Andere haben eine große Stärke mathematisch-logischen Denken und sind in anderen Bereichen unterhalb der hochbegabten Linie, sage ich mal. Und dann wird das aber verrechnet. Es gibt Leute, die haben ein sehr homogenes Profil.
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Die sind sehr breit aufgestellt, überall relativ ähnlich in allen Intelligenzfacetten. Und bei manchen gibt es Täler und Berge. Das sind ganz große Unterschiede auch. Und das heißt zu sagen, ich bin intelligent, wir haben alle eine Idee davon, aber wenn man genau hinguckt, dann sind es auch nochmal ganz,
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ganz große Unterschiedlichkeiten auch zwischen den Intelligenten und auch womit es dann korrigiert. Und es gibt viele Merkmale, mit denen es einhergehen kann, aber nicht muss. Und ich bin da sehr für eine hochindividualisierte Betrachtungsweise tätig. Und auch eine Betrachtungsweise des ganzen Menschen und ihn nicht nur auf den IQ zu reduzieren. Sowohl in sich selbst,
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wie ist das für dich, aber auch in welchem System bist du und wie wirkt sich deine Intelligenz da aus? Da merken wir schon, wie viele Unterschiedlichkeiten es da geben kann.
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Ich denke auch, dass das für den einen vielleicht ein Vorteil sein kann, zu erkennen, ich habe vielleicht weniger im Bereich räumliches Vorstellungsvermögen mehr in Zahlen und sprachlichen Aspekten, dass das schon auch für die Berufswahl sehr, sehr hilfreich sein kann, da hinzuschauen. Für den anderen aber möglicherweise auch dann schwierig, mit einer Zahl rumzulaufen.
48:40
Also auch wenn ich im Grunde als vielleicht 18-, 19-jähriger Mensch noch nicht so gereift bin, kann so eine Zahl meiner Meinung nach auch hinderlich sein. Und möglicherweise auch.
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Genau, auch da haben wir dann immer wieder die Bewertung. Und wenn es um ein Selbsterkennen geht, ist es hilfreich, wenn es darum geht zu wissen, so funktioniere ich, so funktionieren andere. Und man sich auf Augenhöhe und Wertschätzen zwischenmenschlich begegnet, ist das super. Wenn es die Tendenz gibt, dass man tatsächlich da eine Wertung reinbringt,
49:17
dann wird es schnell schwierig und unangenehm. Und das ist halt manchmal die Gefahr, wenn Hochbegabte sehr viel Abwertung und Ablehnung erfahren haben, dann ist das natürlich eine Kompensationsmöglichkeit. Deren Selbstwert ist dann sehr gering und dann haben die diese Zahl und dann wertet das natürlich sehr auf.
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Und dann läuft man schnell in die Falle, aber letzten Endes rächt es sich dann doch noch. Und das heißt, letzten Endes geht es ganz viel darum, wie gehen wir in Beziehung mit anderen Menschen.
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Genau, wie gehen wir miteinander um, finde ich einen sehr, sehr wichtigen Aspekt. Und ich bin der Meinung, dass Führungskräfte auch so eine Art von Schulung gebrauchen könnten, was das angeht, um wirklich die eigenen, es gibt ja Bias-Schulung inzwischen, Gott sei Dank, das hat sich ein bisschen durchgesetzt, aber dass der Dümmere den Klügeren nicht erkennt,
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ist einfach eine Wahrheit. Also ich kann nicht wissen, was ich nicht weiß, ich kann nicht sehen, was ich nicht sehe, ich kann nicht denken, was ich nicht denke. Und darin liegt aus meiner Sicht auch viel Potenzial, das für sich selber zu erkennen und dann auch diese Neiddebatte vielleicht, das ist ja eigentlich gar keine Debatte,
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sondern das ist so ein stilles verschämtes Verhalten, das abzubauen.
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Genau so ist es. Also mir fällt immer ein, also der Erste, der gesagt hat, die Welt ist keine Scheibe, das war lebensgefährlich, weil sich das keiner vorstellen konnte. Also wenn ich Schule oder Führungskräfte berate, da steckt ein unheimliches Potenzial hinter. Wenn die verstehen, also allein um das Potenzial der Mitarbeiter auszuschöpfen,
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aber auch um sie anders und positiver und konstruktiver zu führen. Also auf beiden Ebenen. Einmal auf der rein sachlichen Ebene, was die dann leisten können, aber auch auf der Team-Ebene, auf der Führungsebene an sich. Und häufig ist es auch so, dass dann in einem zweiten Schritt, wenn die dann merken, okay,
51:27
jetzt verstehe ich meinen Mitarbeiter oder da erkenne ich auch noch was und so weiter, dass wir dann auch gucken, was kann man auf der systemischen Ebene machen, wie kriegen wir das hin, dass das in einem Team gezeigt werden kann und das Team insgesamt wächst und profitiert und zusammenwächst darüber auch und es eben nicht zu einer Spaltung oder
51:44
zu Neid kommt. Das ist dann oft nochmal ein zweiter Schritt oder ein zweiter Schritt, Ja, Beratungsmoment, sage ich mal. Wir müssen uns um beides häufig kümmern. Nicht immer, aber oft.
51:55
Ich finde ja, es ist ja ein Trend in Richtung positive Psychologie und Stärkenorientierung. Und meiner Meinung nach ist es gut, seine Stärken zu kennen, aber auch zu wissen, was man nicht so gut kann. Genau. Dazu gehört sicherlich, ich weiß nicht, ob es Selbstbewusstsein ist oder gehört einfach eine gewisse Reflektiertheit. Und deswegen glaube ich,
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dass Reflektion auch dazu beitragen kann, über diese Themen ein bisschen offener zu sprechen.
52:25
Genau so ist es. Und ein Teil, also meiner Ansicht nach auch ein Teil des Selbstwertes, und man findet auf der Seite auch ein Selbstwertmodell, ein Teil ist auch die Selbstakzeptanz. Dass man ein guter Selbstwert heißt nicht, dass ich denke, ich bin total super und ich habe nur Fähigkeiten und Stärken, sondern dass ich mich auch mit meinen Macken,
52:46
Fehlern und Schwächen kenne und weiß, auch wenn ich mal was falsch mache, auch wenn ich nicht alles schaffe, bin ich trotzdem vom Kern her ein liebenswerter Mensch. Und Menschen, die keine Selbstakzeptanz haben, das sind auch übrigens Menschen, die häufig Burnout gefährdet sind, die müssen ihren Selbstwert ständig zum Beispiel über Leistung stabilisieren.
53:07
Und wenn die dann keinen neuen Erfolg haben, dann rutscht der Selbstwert so langsam immer weiter ab. Das heißt, sie müssen ständig für neue Erfolge sorgen und manchmal in der Häufigkeit und Frequenz, wenn stark ausgeprägt ist, dass sie gar nicht schaffen, mal wirklich zu regenerieren und zu sagen, jetzt habe ich hier gerade ein Riesenprojekt gemacht,
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jetzt nehme ich mich mal ein bisschen zurück, regeneriere mich, dann gehe ich das nächste an. Wenn dann halt der Selbstwert in dieser Zeit schon so in den Keller geht oder droht, in den Keller zu gehen, dann ist es für viele angenehmer, lieber Stress zu haben und das neue Projekt als den schlechten Selbstwert rauszuhalten. Und das heißt,
53:42
diese Selbstakzeptanz ist ganz wichtig und da sind auch Hochbegabte häufig gefordert, weil sie ja doch oft Ablehnung und Unverständnis erfahren haben. Weil auch mit einer hohen Intelligenz, wie wir schon hatten, Herausforderungen einhergehen, dass ich vielleicht manchmal Entscheidungsschwierigkeiten habe, dass ich vielleicht auch hochsensibel bin in der Form, die Schwierigkeiten im Leben macht.
54:06
Und das heißt, viele Hochbegabte haben schon auch gute Trainingsfelder für Selbstakzeptanz.
54:11
Ich sage es mal so. Genau, also ich glaube, da sind oft auch nochmal psychologische Themen, die wirklich relevant sind. Ich habe relativ am Anfang des Podcasts ja mal so angedeutet, dass wir nochmal darüber sprechen werden, was von so Internettests zu halten ist. Weil ich stelle jetzt mal die Hypothese, dass hier einige zuhören, die vielleicht selber sich fragen,
54:35
bin ich vielleicht oder die Kinder haben oder die eben mit Klienten und Klientinnen arbeiten. Und sich das fragen und auch vielleicht fragen, ja, wie kann man das denn rausfinden? Was hältst du von diesem Internet-Test? Nichts. Nichts. Das habe ich mir gedacht. Also das antwortet nichts.
54:54
Also damit wird auch viel Geld gemacht. Und ja, also die sind unseriös. Also ein vernünftiger IQ-Test muss wirklich an vielen, vielen Menschen getestet sein. Deswegen sind die auch so teuer. Also man kriegt zwei Bücher und zahlt dafür irgendwie 1500 Euro, weil das Teure sind die Normierungen, die im Hintergrund laufen, nicht das Papier oder so. oder so.
55:15
Ein Tipp aber, den ich geben kann, ist, dass man auf die Mensa-Seite geht oder auch über meine Seite, über IQ-Test, findet man einen Link. Und Mensa, der international größte Hochbegabtenverband, der hat einen Internet-Test, der auch seriös ist. Und der dauert 20 Minuten, man nimmt die Zeit selber.
55:34
Und man kann es heimlich im Kämmerchen machen und muss niemandem davon erzählen. Also für viele, viele haben ja auch Angst vor so einem Test. Was ist, wenn rauskommt, ich bin doch nicht hochbegabt oder wirklich eingebildet, wenn ich zu dem Test gehe oder, oder. Das kann man alles heimlich machen mit diesem Mensa IQ-Test.
55:50
Und was auch noch für viele hilfreich ist, ist, man bekommt keinen Wert rückgemeldet. Also man bekommt jetzt nicht, Ihr Wert ist 127 oder sowas, sondern man bekommt nur rückgemeldet, Sie haben gute Aussichten, den großen Test, wenn Sie zu Mensa kommen und an dem Gruppentest teilnehmen, den zu bestehen oder nicht. Mhm.
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Und Mensa macht das im Grunde genommen, weil wir Testungen finanzieren. Das ist für Mensa sehr teuer. Und wir wollen natürlich vorher filtern, dass auch vor allem Leute kommen, die dann Mensa-Mitglieder werden können, höchstwahrscheinlich. Also Mensa kann sich nicht leisten, für die Gesamtbevölkerung sehr günstige IQ-Tests anzubieten, wo Mensa drauf zahlt, sondern wir müssen da ein bisschen filtern. Und
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Es ist ja auch so, wenn ich jetzt zum Beispiel nicht hochbegabt bin, dann will ich ja meinen IQ vielleicht auch gar nicht wissen. Und das heißt, wenn da steht, nee, wir sind jetzt knapp da vorbei oder es lohnt sich nicht für Sie zum großen Test zu kommen, dann kann es trotzdem noch sein, dass ich deutlich,
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deutlich überdurchschnittlich intelligent bin, aber halt eben nicht hochbegabt. Und das ist für viele auch noch ein Weg, die sagen, ja, wenn ich hochbegabt wäre, würde ich es gerne wissen, wenn nicht, dann nicht. Und so kann man es machen. Und es ist 20 Minuten, finde ich, kann man gut investieren, die Zeit. Es ist kostenfrei,
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man kann es heimlich machen und es ist so ein guter Türöffner, wenn man damit in Kontakt kommen möchte.
57:12
Das ist ein super Tipp. Das hat mein Mann übrigens auch so gemacht. Ah ja.
57:17
Ja, genau. Ja, ja, also ganz viele. Also ich frage ja viele, wenn sie möchten, kann ich sie testen? Und dann sagen alle, nein, nein. Dann gebe ich den Tipp und dann kommen viele wieder und sagen, ah, ich habe den Test gemacht. Ich würde doch gerne testen. von ihnen getestet werden oder wie auch immer.
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Und ich finde, das ist ja auch sehr nachvollziehbar. Und auch bei Mensa. Da gibt es ja viele Gespräche, natürlich auch rund um das Thema IQ. Und es wird oft darüber gesprochen, wie war der Test. Und alle erzählen, wie aufgeregt sie vorher waren, dass sie Angst hatten. Nicht so, das ist völlig normal.
57:49
Ja, vielleicht noch mal eine Frage, die mir gerade in den Sinn kommt. Ich kenne tatsächlich jemanden, der selber hochbegabt ist, der behauptet, innerhalb von zehn Minuten bei seinem Gegenüber den etwa IQ schätzen zu können. Hältst du das für möglich oder ist das vermessen?
58:08
Ja, also es ist tatsächlich so, dass Hochbegabte sich untereinander oft so ein bisschen erkennen. Und das liegt einfach daran, wenn ich einen ähnlichen IQ habe, egal jetzt in welcher Höhe, dann denke ich ähnlich schnell und komplex und das fühlt sich sehr angenehm an.
58:24
Man hat oft das Gefühl, auch wenn Hochbegabte zusammen sind, man kommt schneller in den gleichen Vibe. Man hat ähnliche Interessen, man findet ähnliche Sachen spannend und es entsteht so ein Nähegefühl. Wissen wir auch bei modernen Paaren, dass sich Paare auch im Ikun meistens, also wenn es jetzt Liebesheiraten sind, meistens gar nicht so sehr unterscheiden.
58:47
Also man findet sich da so ein bisschen zusammen. Das heißt, man kriegt schon ein Gespür dafür. Es gibt auch ein paar äußere Merkmale. Also Hochbegabte sind oft größer. Wir haben tatsächlich... Größer? Also jetzt sieht man wieder, kennst du einen, kennst du einen. Ich habe hier, als ich das für Lehrerinnen gemacht habe, die Schulung,
59:07
habe ich mich mit anderen Lehrerinnen getroffen, die Die Sönne und ich, wir sind beide 1,60 so und eigentlich haben Hochbegabte einen großen Kopf. Ich muss meine Hüte in der Kinderabteilung kaufen, so nach dem Motto. Aber es gibt was. Hochbegabte sind, auch der Körper ist oximetrischer. Wir haben tatsächlich eine Häufung von Linkshändigkeit, wir haben eine Häufung von Kurzsichtigkeit.
59:31
Es gibt hormonelle Unterschiede auch, die man festgestellt hat bei Hochbegabten. Wir wissen von Autisten, dass es eine Häufung von Transgender gibt. Ich kenne bei Hochbegabung noch keine Studie, aber ich habe hier schon viele hochbegabte Transgender-Klientinnen gehabt und das kann kein Zufall sein, weil ich bin ja auch im psychotherapeutischen Kollegenkreis vernetzt.
59:51
Die hatten maximal einen, meine Kollegen, viele noch keinen oder keine. Also auch da, es gibt hormonelle Unterschiede und das sind natürlich alles Sachen, wenn man jetzt viel mit Hochbegabten in Kontakt ist, wo man vielleicht so eine Art Intuition aufgrund der Erfahrungen und Korrelationen dann auch entwickeln kann. Aber ich arbeite wirklich viel mit Hochbegabten. Ich erkenne auch viele,
1:00:15
auch in Seminaren, wenn ich dann mal so leise antippe, dann sage ich, ich bin auch bei Mensa oder die kommen zu mir und ich denke, vielleicht sollst du es mal auf Hochbegabung ansprechen. Ich liege da sehr oft richtig. Ich bin jetzt aber natürlich auch sehr geschult und erfahren. Ich liege aber auch noch immer mal wieder falsch.
1:00:33
Also so, ja. Also... Ja, also man kann ein Gespür dafür entwickeln, aber sicherlich nicht hundertprozentig.
1:00:44
Ich hatte neulich einen Workshop mit sechs Personen und davon waren fünf Synesthesisten. Das heißt, die konnten zum Beispiel Zahlen farbig sehen oder… Sie konnten also nicht, das Jahr nicht chronologisch, sondern das ist dreidimensional. Gibt es da einen Zusammenhang? Das fand ich total schräg und auffällig auch, dass davon drei promoviert waren.
1:01:13
Ja, ja. Ist das? Also das gibt es. Also wir haben gehäuft Synesthesien. Und wenn wir wieder an so meine Grundidee, woran man viele erkennt, ist halt eben dieses schnelle assoziative Denken. Es ist einfach ein Netzwerk. Es sind mehr Synapsen sozusagen vernetzt und dann sind die Sinne halt auch mehr vernetzt zum Beispiel.
1:01:35
Und das habe ich hier immer wieder, dass sich Orangensaft anfühlt wie Dreiecke oder so. Okay. Und wir haben auch noch, also zum Beispiel bei Autisten, da hätten wir auch diese Geschichte zur Hochsensibilität. Und da muss man auch dazu sagen, auch bei Autismus wird es jetzt in Kürze, haben wir von der WHO, also von der Weltgesundheitsorganisation,
1:01:57
wird sich unser Diagnostikum ändern, was wir hier in Deutschland und Europa anwenden. Und man hatte früher so ganz klare Kategorien bei Autisten und es wird jetzt ein Spektrum. Also auch hier merken wir, es gibt eine ganz, ganz, ganz große Vielfalt. Also nur auch und auch. Das Wort Autismus ist vielleicht auch kritisch zu betrachten.
1:02:15
Also ich will es nur kurz anmerken. Und auf jeden Fall ist es auch hier so, dass man weiß, dass bei vielen eine Reizfilterschwäche im Hintergrund ist. Also dass zehnmal mehr Reize reingehen als bei anderen Menschen. Die werden viel früher abgeblockt. Und auch das sind alles Sachen, die auch bei Hochbegabung, bei der Hochsensibilität, die häufig auftritt,
1:02:39
was alles so Schnittmengen sind, was alles so Erklärungen sind, assoziativ vernetzt, mehr Reize gehen rein. Und dann kommen halt auch Synesthesien schneller oder häufiger, treten gehäufter auf. Eine andere Geschichte, die auch häufiger auftritt, ist, dass viele Hochbegabte eine hohe Imaginationsfähigkeit haben. Also schnell innere Bilder entstehen, dass man Dinge sehr bildhaft wahrnimmt und sieht.
1:03:01
Da wissen wir auch zum Beispiel von den mathematisch Höchstbegabten, dass die einfach mehr bildhafte Repräsentationen haben. Das hilft alles, um abstrakte Dinge besser zu spüren, besser zu begreifen und das ist dann oft ein Vorteil.
1:03:18
Sind denn Hoch- oder Höchstbegabte und Höchstbegabte oft auch unkonventioneller? Kann es da einen Zusammenhang geben? Also mir fällt gerade so ein Fall ein, wo jemand extra eingestellt worden ist, auch im Zusammenhang mit KI und Zukunftskompetenzen, der so als freies Element in diesem Konzern schweben sollte und die mal so richtig challengen.
1:03:42
Du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, das ging schief.
1:03:45
Ja, wenn es nicht gut eingebettet ist, guter Ansatz, aber das muss begleitet und eingebettet sein. Also genau, ja. Ja, also was wir wissen, also die Hochbegabtenforschung ist sehr kritisch zu betrachten, generell die psychologische Forschung, da haben wir auch... vor einigen Jahren einen Schock im Grunde genommen erlebt, wo man versucht hat,
1:04:08
100 psychologische Studien zu replizieren und man konnte keine einzige replizieren. Das ist vielleicht nochmal ein extra Thema. Also ich will nur sagen, ein bisschen Vorsicht. Aber ein Studienergebnis ist, es gibt ein sogenanntes Big Five Modell, wo man so fünf große Faktoren der Persönlichkeit bestimmt. Das ist ein sehr renommiertes Modell und da gibt es einen Persönlichkeitsfaktor Offenheit.
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Und darauf scoren Hochbegabte definitiv höher, im Schnitt jetzt. Und wir haben bei vielen Hochbegabten, die orientieren sich eher an der Logik. Also ich sage immer, sagen sie einem Hochbegabten, das macht man so, dann kann ich nur sagen, viel Glück. Die müssen das Warum verstehen und die funktionieren eher logischer, denen fallen logische Brüche auf.
1:04:55
Dann hinterfragen die das und machen dann oft ihr eigenes Ding. Und auch durch dieses vernetzte Denken kommen die natürlich auch auf andere Ideen. Und das ist häufig sehr kreativ und unkonventionell. Und auch das kann sehr hilfreich sein und auch eine Challenge.
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Genau, zum Thema Big Five hatte ich schon mal den Martin Pupaz hier. Da baue ich ja auch nochmal einen Link ein. Ja, super. Der hat das Thema nämlich auch nochmal gebracht. Und da gibt es ja diese Subfacetten auch. Wir haben über Introversion gesprochen, aber auch über die anderen Facetten.
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Und bei Offenheit für neue Erfahrungen gibt es ja auch verschiedene Subfacetten. wovon einige, glaube ich, noch mehr auf den IQ einzahlen als andere. Also es ist vielleicht ganz interessant für die Hörer. Ja, zum Abschluss, vielleicht kannst du noch ein paar Tipps geben, wenn wir jetzt hier Mütter, Väter, wen auch immer haben, Führungskräfte, die vermuten,
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sie haben mit jemandem zu tun, der vielleicht, eine Hochbegabung hat. Wie sollten sie sich verhalten? Sollten sie das ansprechen? Was wäre dein Tipp?
1:06:07
Ja, also vielleicht wäre es tatsächlich sinnvoll, je nachdem, was man jetzt für ein Verhältnis hat, sich tatsächlich vorher mal so ein bisschen schlau in Anführungsstrichen zu machen und zu versuchen, das zu verstehen, ein bisschen Hintergrundinformationen zu haben, damit man halt eben nicht mit so einem Mythos oder Klischee auf die Person zugeht,
1:06:27
was sie schon oft erlebt hat und wo die vielleicht Angst vor hat und dann dicht macht. Also vielleicht jetzt hier durch den Podcast, wie gesagt, die Seite hat ganz viele Informationen, man findet aber auch mittlerweile wirklich viel im Netz. Und dann wäre mein Tipp, zu versuchen zu verstehen, also es wertschätzend anzusprechen.
1:06:43
Und ich muss ja gar nicht direkt das Wort Intelligenz in den Mund nehmen oder sowas, sondern ich kann ja sagen, ich habe den Eindruck, dass es dir sehr viel Spaß macht, dich mit intellektuellen Themen zu beschäftigen. Was interessiert dich daran? Erklär mir mal, wie du denkst. Oder wenn man so eine Irritation hat, dass man sagt,
1:07:02
ich bin jetzt irritiert, aber ich glaube, sie denken anders und haben hier vielleicht Sachen, die ich anders wahrnehme, als sie erklären. Können Sie mir das erklären im Sinne nicht von meins ist besser, meins ist schlechter oder ich bin richtiger, du bist falsch, sondern im Sinne, ich möchte verstehen, wie sie funktionieren. Und dass wir dann gucken,
1:07:20
wie ich besser auf sie eingehen kann, wie ich sie verstehen kann, wie sie mich verstehen können. Einfach in den Austausch gehen, in den wertschätzenden, neugierigen, interessierten, offenen Austausch. Und das ist, glaube ich, Das Aller, Allerwichtigste und der Rest ergibt sich dann daraus, ob die Person es mir selber gut erklären kann, ob man nochmal, ob man dann sagt,
1:07:40
sollen wir mal zusammen nachlesen und kennen Sie dies, kennen Sie das, vielleicht weiß die Person es ja auch selber nicht. Das wird sich dann ergeben, aber letzten Endes ist es eine offene, neugierige, interessierte, am Verstehen interessierte Haltung.
1:07:53
Vielen Dank. Dabei fällt mir auch ein, dass es manchmal auch schwer ist, Hilfe zu finden. Also ich hatte auch in einem Workshop eine Frau, die wirklich geweint hat, weil sie einen Sohn hat, der hochintelligent ist und auch getestet worden ist. Aber es gibt keine Anlaufstellen, es gab keine Hilfe. Sie war, ich glaube, Dresden, Leipzig oder so und
1:08:18
Alles abgeklappert, es gab einfach keine Unterstützung, weil da auch die sozialen Themen noch dazugekommen sind. Hast du da noch einen Tipp, was man machen kann, wenn man einfach niemand findet?
1:08:31
Ja, also ich baue auf der Seite Netzwerk auf. Ich bilde ja aus, auch von der Psychotherapeutenkammer akkreditiert. Du bist ja auch dabei. Und auf meiner Webseite findet man eine Liste mit ausgebildeten, hoch- und höchstbegabten Therapeutinnen und Beraterinnen. Und man findet da, wenn man den Namen anklickt, ganz, ganz viele Informationen. Ob das Berater sind,
1:08:53
ob das approbierte Psychotherapeuten sind, ob die mit der gesetzlichen Krankenkasse abrechnen können und, und, und. Und das sollte man versuchen, jemanden, der sich auskennt. Wenn man niemanden findet, der sich auskennt, es ist eine ganz deutliche Unterversorgung, dann würde ich eventuell bei den Praxen oder Coaches schon am Anfang sagen, um welches Thema es geht und nachfragen,
1:09:21
ob es dafür eine Offenheit und ein Interesse gibt oder ob die damit nicht so gerne arbeiten. Wenn es eine Offenheit und ein Interesse gibt und man kann dann ja auch eine Probestunde machen oder eine probatorische Sitzung, wie es in der Psychotherapie heißt, und dann wirklich gucken, fühlt man sich bei einer Person angenommen, verstanden, gewertschätzt?
1:09:41
Hat man das Gefühl, man traut sich, sich hier offen zu zeigen oder nicht? Wenn man sich das nicht traut, dann würde ich weitersuchen, bis man das Gefühl hat, Hier ist jemand, der mich nicht abwertet und wo ich so sein kann, wie ich bin und der mit mir wirklich hinguckt. Das ist für therapeutische Prozesse, wissen wir aus ganz,
1:10:03
ganz vielen Studien, das A und O viel wichtiger als die Fachrichtung, ob ich jetzt Psychoanalyse oder Verhaltenstherapie oder was auch immer mache. Die psychotherapeutische Beziehung und Bindung macht den Hauptteil des Erfolges aus. Und da würde ich auf jeden Fall darauf achten und da würde ich das Thema von Anfang an auch benennen und einbringen.
1:10:25
Vielen lieben Dank, Frauke. Das war super, super informativ. Und ich glaube, deine Websites, das ist ja nicht nur eine, bieten unglaublich viel auch ganz fundierte weitere Informationen, die ich gerne hier auch verlinken werde. Und ich glaube, das gibt auch... Raum für fast eine Fortsetzung. Schauen wir mal. Auf jeden Fall danke ich dir ganz herzlich für dein Dabeisein.
1:10:53
Vielen, vielen herzlichen Dank für die Einladung. Dankeschön. Wenn du bis hierhin zugehört hast, dann gehe ich mal davon aus, dass das interessant für dich war, dass die eine oder andere vielleicht auch neue Erkenntnis dabei war, dass dich die Dinge zum Nachdenken gebracht haben und vielleicht auch zum Nachforschen, dass du das ein oder andere nachliest,
1:11:17
nachhörst oder einfach noch weiter in deinem Kopf bewegst. Ich freue mich natürlich auch, wenn du mir, falls du diesen Podcast auf einer entsprechenden Plattform hörst, fünf Sterne gibst oder mich weiter empfiehlst oder das an deine Freunde, Bekannte und Kollegen teilst. Übrigens, die Erstveröffentlichung findet immer auf Substack statt.
1:11:46
Falls du da noch nicht bist und das hier woanders hörst, dann freue ich mich natürlich sehr, wenn du dort mein Abonnent wirst. Denn es gibt viele, viele weitere Goodies. Es gibt Transkripte und vertiefende Texte. Also, nicht verpassen, was bei Substack Weiterdenken so läuft. Bis demnächst.
Weiterdenken by Svenja Hofert Podcast
Impulse für Menschen, die vorangehen wollen. In Weiterdenken Interviews spreche ich mit Veränderungsxexperten aus Wissenschaft und Praxis. In Weiterdenken Solo gebe ich Impulse zur Psychologie der Veränderung.
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